Projekt zum  Feldhamsterschutz nun auch im Landkreis Hemlstedt gestartet

Landwirte stellten 30ha Schutzfläche zur Verfügung

Feldhamster Feldhamsterschutz
Foto: Lars Kaletta

Helmstedt, 22. November 2021

Im vergangenen Jahr verkündete die IUCN, dass der Feldhamster mittlerweile weltweit vom Aussterben bedroht ist. Der kleine Nager, der noch bis in die 1960er Jahre als Ernteschädling auf Getreidefeldern bekämpft wurde, ist nunmehr kaum noch in der Feldmark anzutreffen. Die letzten bekannten Vorkommen des Feldhamsters im Landkreis Helmstedt befinden sich in den Gemarkungen Heeseberg und Jerxheim.

 

 
Volker Meier, Geschäftsführer beim Landvolk Niedersachsen Braunschweiger Land: „Im Landkreis Helmstedt werden rund 42.000 ha landwirtschaftlich genutzt. Hiervon werden über die Hälfte aller Ackerflächen mit Getreide bestellt.“ Nach der Getreideernte fehlt dem Hamster ein Rückzugsraum. Denn wenn alles zum gleichen Zeitpunkt geerntet wird – meist ab Ende Juli – liegt der Acker blank. „Gerade, wenn das Weibchen seinen zweiten Wurf hat, finden die Hamster keine Deckung mehr und auch keine Nahrung“ weiß Meier.

Der Landkreis Helmstedt hat daher gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landvolk Braunschweiger Land e. V. und der Ökologischen Station Aller/Oker (ÖNSA) Schutzmaßnahmen ergriffen, um die Vorkommen des Feldhamsters zu erhalten und zu stärken. Nach mehreren Informationsveranstaltungen wurden Landwirtinnen und Landwirten, auf deren Flächen sich Feldhamster befinden oder dort geeignete Lebensräume vorfinden, die Möglichkeit eröffnet, eine Vereinbarung abzuschließen, bei der die Ernte „hamsterfreundlich“ durchgeführt wird. Die dadurch entstanden Einbußen bei der Ernte werden durch den Landkreis Helmstedt finanziell ausgeglichen.

 

 

Zwei verschiedene Schutzmaßnahmen standen dabei zur Auswahl: Das Stehenlassen von Stoppel und eine „Hohe Ährenernte“. Bei der „Hohen Ährenernte“ wurden die Getreidefelder knapp unter der Ähre abgeerntet. So hatten die Feldhamster die Gelegenheit, die verbliebenen Körner als Wintervorrat einzusammeln. Außerdem fanden sie in den Stoppelfeldern einen besseren Schutz vor Fressfeinden wie Greifvögeln oder dem Fuchs. Erst ab Oktober, wenn die Feldhamster sich in ihre Baue zur Winterruhe zurückgezogen haben, konnten die Flächen weiterbearbeitet werden.

Maßnahmenkontrolle Feldhamsterschutzfläche Feldhamsterschutzmaßnahme
Maßnahmenkontrolle auf einer Feldhamsterschutzfläche. Foto: ÖNSA/N.Feige

 Für Flächen in einer Größenordnung von insgesamt 30 ha konnten mit mehreren Landwirten Vereinbarungen abgeschlossen werden. Zu der Zusammenarbeit mit den Landwirten sagt Volker Meier: „Eine positive Hamsterentwicklung kann nur gelingen, wenn die Grundeigentümer und Flächenbewirtschafter mit eingebunden werden.“

 

Selbstverständlich wird nicht auf allen Flächen in jedem Jahr Getreide angebaut. Jedoch lassen sich in jedem Jahr ausreichend Flächen mit Getreideanbau finden und insofern kann auf einem Teil dieser Flächen eine hamsterfreundliche Bewirtschaftung stattfinden. Dort können Feldhamster auch ausreichend Lebensraum finden.

 

Um mehr über die Verbreitung des Feldhamsters zu erfahren, wurden in diesem Jahr Erfassungen durchgeführt. Damit sollte nicht nur in Erfahrung gebracht werden, wo Schutzmaßnahmen lohnenswert durchgeführt werden können, sondern es wurde auch der Erfolg der Maßnahmen dokumentiert werden.Nicole Feige von der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker: „Dazu haben wir mit großartiger Unterstützung von Ehrenamtlichen nach der Ernte die Stoppelfelder auf Hamstervorkommen abgesucht. Leider konnten wir nur ein einziges neues Vorkommen nachweisen. Das zeigt, wie dringend notwendig der Schutz des Feldhamsters ist.“

 

 

„Nur durch das gemeinsame Engagement und die gute Zusammenarbeit mit dem Landvolk und der Ökologischen Station konnten wir den Landwirten eine Kooperation zum Hamsterschutz anbieten. Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Bewirtschaftenden, die an den Gesprächen und letztlich auch an der Kooperation teilgenommen haben. Sie haben damit gezeigt, dass ihnen der Schutz des Feldhamsters am Herzen liegt. Mein Dank gilt auch den ehrenamtlichen Feldhamstererfasserinnen und -erfassern“, erklärt Stefan Niegel von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Helmstedt.

Feldhamsterschutzfläche  Heidebroek
Gelungenen Kooperationen Im Feldhamsterschutz: Axel Reupke vom Landgut Reinau, Nicole Feige von der ÖNSA und Landwirt Olaf Meier auf einer Feldhamsterschutzfläche des Betriebs Heidebroek . Foto: Stefan Niegel

Die Schutzmaßnahmen sollen im kommenden Jahr fortgeführt werden. Um sie noch effektiver zu gestalten und in den Betriebsablauf zu integrieren, finden dazu den Winter über gemeinsame Gespräche mit allen Beteiligten statt. Wer Interesse an einer Teilnahme am Schutzprogramm und gemeinsamen Diskussion hat, kann sich jederzeit gerne an die Ökologische NABU-Station Aller/Oker wenden (Nicole Feige, Telefon: 01590 4537728). Voraussetzung zur Teilnahme am Programm ist ein aktuelles Feldhamstervorkommen auf der Schutzfläche oder den angrenzenden Flächen. Auch Hamsterfunde können an die Ökologische Station gemeldet werden.