Ganzjährig imposant: Das Schilfrohr

Beim winterlichen Spaziergang in Feuchtgebieten gibt es tierisch interessante Bewohner zu beobachten

Helmstedt/Wolfenbüttel/Braunschweig/Wolfsburg - 17.Dezember 2021. – Rohrdommel, Rohrsänger, Rohrweihe, Rohrschwirl… die Liste der Vogelnamen, die das Schilfrohr im Namen tragen und damit ihre Verbundenheit zum Schilf zeigen, ist lang. Nicht nur sie sind auf die Feucht- und Nassgebiete in den Niederungen der Aller und Oker angewiesen, auch für Tierarten wie Biber, Fischotter und Wildschwein bietet das bis zu vier Meter hohe Gras Lebensraum, Schutz und Nahrung. Gerade diese können im Winter besonders gut beobachtet werden.

 

 

Das Schilfrohr, oder auch Phragmites australis, wie der Botaniker es nennt, ist ein ganzjährig prägendes Element in den Naturschutzgebieten der Niederungen wie den „Barnbruchswiesen und Ilkerbruch“ und den benachbarten „Düpenwiesen“ in Wolfsburg, der „Braunschweiger Okeraue“ bei Braunschweig, dem „Lutterlandbruch“ bei Königslutter im Landkreis Helmstedt oder dem Naturschutzgebiet „Oker- und Eckertal in den Landkreisen Goslar und Wolfenbüttel“. Diese Gebiete werden seit 2018 von der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA) betreut.

Feldhamster Feldhamsterschutz
Die Schilfzigarre - Foto: ÖNSA/C. Faust

 Dr. Christopher Faust, wissenschaftlicher Mitarbeiter der ÖNSA, kennt ganz besondere Bewohner des Schilfs: „Auch Insekten fühlen sich im Schilf wohl. So fressen die Raupen der Schilfeule die Halme von innen auf, während die Schilfgallenfliege verantwortlich ist für eine Erscheinung, die man Schilfzigarren nennt: Sie legt ihr Ei in die Sprossspitze des Schilfs und die geschlüpfte Larve frisst sich anschließend tiefer in den Halm und unterbindet damit das Längenwachstum.“ Dann komme es dort stattdessen zu einer Stauchung und Verdickung, einer sogenannten Galle, in der sich die weitere Larvenentwicklung abspielt. „Diese Galle sieht einer Zigarre sehr ähnlich, daher der Name Schilfzigarre. Nach dem Schlupf der Fliege werden die Gallen übrigens erneut genutzt: Die hochspezialisierte und in Niedersachsen sehr seltene Schilfgallen-Maskenbiene nutzt sie für ihren eigenen Nestbau.“ weiß Faust.

 

Und noch einen interessanten Fakt kennt der Pflanzenspezialist: „Ein größerer Schilfröhrichtbestand besteht meist nur aus einer einzigen Pflanze! Das weltweit verbreitete Gras bildet unterirdische Sprossausläufer, die sich in alle Richtungen ausbreiten können und aus denen die Halme emporwachsen.“

 

 

Auch in der kalten Jahreszeit macht das Schilfrohr eine gute Figur: Die behaarten Fruchtstände bleiben über den Winter bestehen: Sie sind durchaus dekorativ und bieten dem Hobbyfotografen schöne Motive. Bei den Weihnachtsspaziergängen lohnt es sich also, eine Kamera dabei zu haben!

Schilf, Rohr, Rohrschilf Winterkleid
Das Rohrschilf im flauschigen Winterkleid. Foto: ÖNSA/C.Faust