Schlammpeitzger

Überlebenskünstler im fauligen Schlamm

Schlammpeitzger Drömling Misgurnus fossilis
Schlammpeitzger. © Foto: Stefan Ludwig

 

Der Europäische Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) ist eine in Niedersachsen seltene Fischart. Mit seinem langen runden Körper erinnert er an einen Aal. Wie der Name vermuten lässt, lebt er hauptsächlich in schlammigen oder sumpfigen Gewässern mit niedriger Strömungsgeschwindigkeit und in Stillgewässern. Tagsüber versteckt er sich bevorzugt in Bereichen mit einer hohen Dichte an feingliedrigen Wasserpflanzen oder in einer dicken Schlammschicht am Grund des Gewässers.

 

Selbst unter extremen Bedingungen wie Trockenperioden oder in sauerstoffarmen Gewässern überdauert der Schlammpeitzger, indem er sich in den feuchten, schlammigen Boden eingräbt und Sauerstoff über seinen Darm aufnimmt. Dies macht ihn zu einem besonderen Süßwasserfisch, wie er so kein zweites Mal in Europa anzutreffen ist.

In der Laichzeit von April bis Juni kann der Schlammpeitzger auf der Suche nach einem geeigneten Laichplatz mehrere Kilometer zurücklegen.

Da der Schlammpeitzger sensibel auf schwankende Luftdrücke, wie sie beispielsweise vor einem Gewitter vorkommen, mit erhöhter Aktivität reagieren kann, wird er auch als „Wetterfisch“ bezeichnet.

 

Der Schlammpeitzger kommt hauptsächlich im Norden Deutschlands vor. Im Betreuungsgebiet der ÖNSA ist er beispielsweise in den FFH-Gebieten Aller (mit Barnbruch), untere Leine, untere Oker, im Drömling und im Grabensystem Großes Bruch anzutreffen. Die Art wird auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft und auch in den FFH-Richtlinien als besonders schützenswert aufgeführt.

Schutzmaßnahmen

Lebensraum des Schlammpeitzgers: Drömlingsgraben. Foto: ÖNSA/M. Neßmann
Lebensraum des Schlammpeitzgers: Drömlingsgraben. Foto: ÖNSA/M. Neßmann

Die ÖNSA plant lebensraumverbessernde Maßnahmen in den Gräben des Wolfsburger Drömlings.  Hier hat der Schlammpeitzger ein Rückzugsgebiet gefunden und besiedelt die Gräben als sogenanntes „Sekundärhabitat“: Sie sind ein Ersatzlebensraum, da die ursprünglich von ihm besiedelten Gewässer durch Entwässerungen und Landschafts-umgestaltung verlorengegangen sind. Viele der einst künstlich angelegten Gräben verändern sich und sind als Lebensraum oft nicht mehr geeignet. Ausweitungen von Grabenufern oder das Anlegen von tieferen Stellen (Kolken) im Graben beispielsweise bieten v.a. in den trockenen Zeiten einen Rückzugsort. Die Maßnahmen können auch weiteren Fisch- und Tierarten zu Gute kommen, wie beispielsweise Watvögeln, die in den Uferbereichen Nahrungstiere finden. Als Grundlage für die Maßnahmenplanungen wird in 2020 und 2021 eine Schlammpeitzger-Erfassung durchgeführt.